Kleines Wunder im Großen Ried

Winzige, braun gesprenkelte Federbällchen, kaum größer als eine Handfläche, tapsen auf wackligen Beinchen durch das feuchte Gras im Großen Ried bei Espasingen. Im Frühjahr dieses Jahres sind hier Kiebitzküken geschlüpft. Das ist in der Tat ein kleines Wunder. Denn in den letzten Jahrzehnten ist der Bestand der Kiebitze dramatisch eingebrochen. In Baden-Württemberg steht der Kiebitz heute auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Und nun dürfen wir mit großer Freude einen Bruterfolg verkünden. Möglich wurde das durch das gemeinsame Engagement des UmweltZentrums Stockach, des NABU-Bodenseezentrums, der Stadt Stockach und des Erlenhofs vom Pestalozzi Kinder- und Jugenddorf Wahlwies. Mit dem Verkauf unserer Becco-Weinserie dürfen wir dieses Projekt seit Jahren unterstützen. Für den Bruterfolg war viel Feinarbeit nötig: Rinder sorgten mit ihrer Beweidung für ein abwechslungsreiches Grünland, Sträucher wurden zurückgeschnitten, um den Vögeln freie Sicht zu geben, und Elektrozäune schützten die Gelege vor Füchsen und anderen Räubern. All diese Mühe hat sich gelohnt: Zwei Kiebitzpaare, die ihren Nachwuchs großziehen. Das ist mehr als nur eine gute Nachricht. Es ist ein Beweis dafür, dass die Natur sich erholt, wenn man ihr Raum gibt und dass auch die leisesten Flügelschläge etwas Großes bewirken können.

DER KIEBITZ

Der Kiebitz ist etwa taubengroß und durch den Kontrast zwischen schwarzer Oberseite mit grünlich schimmerndem Metallglanz und weißer Unterseite mit schwarzem Brustband, sowie der abstehenden Federholle am Hinterkopf unverkennbar. Insekten und deren Larven bilden die Hauptnahrung des auffälligen Vogels. Der Kiebitz bevorzugt offenes, flaches und feuchtes Dauergrünland, Wiesen, Weiden und Überschwemmungsflächen. Sein Lebensraum – das Feuchtgrünland – ist in Deutschland jedoch mittlerweile sehr selten geworden. In Deutschland brüten gegenwärtig noch 42.000 bis 67.000 Paare. Die Renaturierung von Auen und Niederungen und die Wiedervernässung von Feuchtwiesen leisten hier einen wichtigen Beitrag. Bekannte Brut- und Rastplätze sollten intensiv überwacht werden, um sie vor störenden menschlichen Eingriffen zu bewahren.